Klinische Bild: VLE ist klinisch eine homogene Krankheit, die weder frühe noch späte Krankheitsbeginnvarianten hat, obgleich es eine Variation in der Krankheitsschwere gibt. Alle Patienten entwickeln eine abnorme Kopfvergrößerung während des ersten Lebensjahres und manche Patienten haben sie bereits bei der Geburt. Typischerweise ist die frühe Entwicklung normal oder nur mäßig verzögert. Unabhängiges Gehen ist oft verzögert und instabil. Üblicherweise kann ein CT oder MRT des Gehirns in diesem Stadium bei Verdacht auf langsam progressiven Hydrocephalus gemacht werden. Die Aufnahmen zeigen dann eine diffuse Abnormalität der weißen Gehirnmasse, die auch angeschwollen ist. Deswegen ist die darüber liegende Großhirnrinde gedehnt und die Hirnwindungen geweitet. MRT zeigt immer subkortikale Zysten im anterior-temporalen Bereich, oft auch in der frontoparietalen Region. Dieses MRT-Bild könnte zu einer korrekten Diagnose führen. Während der ersten wenigen Lebensjahre haben Kinder mit VLE gewöhnlich normale oder nahezu normale Funktionen. Vom Alter von 4-5 Jahren aufwärts entwickeln die meisten Kinder eine progressive zerebellare Ataxie (dh. Kleinhirnstörung mit Koordinationsstörungen), gefolgt von leichter Spastik. Die meisten Patienten werden abhängig vom Rollstuhl im zweiten Lebensjahrzehnt. Wegen der Ataxie wird auch die Aussprache unklar. Vom Alter der späteren Grundschule aufwärts, wird geistige Verlangsamung beobachtet und es entwickeln sich Lernprobleme, obgleich die mentalen Kapazitäten relativ besser intakt bleiben als die motorischen. Die meisten Kinder haben seltene epileptische Anfälle, die leicht mit antiepileptischen Medikamenten zu kontrollieren sind.
Es gibt schwerere Varianten. Bei manchen Kindern ist die frühe Entwicklung nahezu ernsthaft verzögert. Einige Kinder schaffen niemals unabhängiges Gehen oder verlieren es wieder innerhalb weniger Jahre. Manchmal ist die Epilepsie ernsthafter. Jedoch gibt es leichtere Varianten, bei dem unabhängiges Gehen für einige Jahrzehnte erhalten bleibt. Bei manchen Patienten bleiben die mentalen Kapazitäten für lange Zeit intakt.
Lebenserwartung: So weit wie wir nun wissen, können Patienten mit VLE Jahrzehnte leben. Wir wissen von zwei Patienten, die in ihren späten Zwanzigern sterben, aber wir kennen auch Patienten die noch in den Vierzigern leben. Die hauptsächliche Lebenserwartung und deren Variablen sind gegenwärtig nicht bekannt.
Ätiologie: Histopathologisch ist die Krankheit durch Aufsplittern der äußeren Lamellen der Myelinscheiden im Gehirn charakterisiert. Ein Hinweis auf Myelinverlust konnte nicht gefunden werden. Es ist wahrscheinlich die Myelinaufsplitterung, die zu der langsam fortschreitenden neurologischen Dysfunktionen führt. Es ist wahrscheinlich der Umstand, dass nur die äußeren Myelinlamellen in diesen Prozeß involviert sind, wobei der innere Anteil der Myelinscheide intakt ist. Das erklärt, dass die neurologischen Probleme relativ milde sind und im Vergleich zu anderen Leukodystrophien einen verzögerten Krankheitsbeginn haben.
Die Großhirnrinde bleibt intakt, womit die relativ gut erhaltene cognitive Funktion zu erklären wäre.
Epidemiologie: VLE scheint panethnisch zu sein, aber mit hoher Prävalenz unter Türken und der Bevölkerung von Asien und Indien.
Genetik
Es ist bekannt, dass VLE eine vererbbare Krankheit mit einer autosomal recessiven Art der Vererbung ist. Die grundlegenden biochemischen und genetischen Defekte sind gegenwärtig unbekannt. Der chromosomale Ort für die Krankheit konnte unlängst definiert werden (noch nicht publiziert). Es ist nicht bekannt, ob es ein zweites für die Krankheit verantwortliches Gen gibt.
Diagnose: Gegenwärtig basiert die Diagnose auf der MRT-Auswertung. In den frühen Stadien der Krankheit zeigt die MRT extensive Beteiligung der weißen Gehirnsubstanz der Gehirnhälften mit beachtlicher Abnormität und beträchtlicher Schwellung. Der hintere Anteil der capsula interna und die weiße Hirnsubstanz des Kleinhirns zeigen üblicherweise abnormale Zeichen ohne Schwellung. Das corpus callosum und der Hirnstamm sind weitgehend verschont. Das Großhirn und die Basalkerne sind immer normal. Es gibt immer Zysten im anterior-temporal-subcorticalen Bereich, oft auch im fronto-parietalen subcorticalen Bereich.Die Zysten können sehr groß werden. Über die Jahre wird die Schwellung der weißen Hirnsubstanz ausgesprochen weniger aufgrund der noch hinzukommenden Atrophie. Gegenwärtig gibt es kein biochemisches oder DNA-bezogenes Kennzeichen zur Bestätigung der Diagnose. So bald wie das Gen/die Gene definiert werden konnte/n, wird die DNA-Diagnose möglich sein und Überträgertests und pränatale Diagnose können stattfinden.
Behandlung: Es gibt keine spezifische Behandlung für VLE. Nur Standardbehandlung zur Unterstützung ist möglich. Gegenwärtig ist die Forschung auf die Identifikation des Gens oder der Gene, die für VLE verantwortlich sind, konzentriert. Therapeutische Versuche lassen die Aussicht auf besseren Einblick in den Basisdefekt der Krankheit erwarten.